Lost places

Der Regen prasselte und der Wind pfeifte, während wir noch gemütlich im Bus lagen. Aufgrund der Witterungsverhältnisse wurde der heutige Kaffee im Bus und nicht draußen gekocht.

Das erste Ziel des Tages war Kilmahew Castle. Eine schöne Ruine zum Selber erkunden. Der Standorteintrag auf Google Maps war jedoch nicht korrekt und so wurden wir über Stock und Stein auf ein privates, mit Stacheldraht geschütztes, Gelände geleitet. Am Ende der Straße staunten wir nicht schlecht als wir ein Parkhausähnliches Gebäude vor uns sahen. Keine alten gestapelten Steine für uns, sondern ein echter Lost Place Schottlands.

St Peter’s Seminary, ist ein ehemaliges römisch-katholisches Ausbildungszentrum für Priester gewesen. Es wurde 1966, nach fünf Jahren Bauzeit, fertiggestellt. Gedacht für bis zu 100 angehende Priester, wurde das Seminar jedoch schon 1980, nach nur 14 Jahren, wegen rückläufiger Schülerzahlen und Veränderungen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil geschlossen . Zwischen 1983–1987 wurde es als Drogenrehabilitationszentrum genutzt, doch bauliche Probleme erzwangen die Verlegung des Zentrums. Seitdem verfällt das Gebäude.

Unser nächster Halt sollte wieder eine Ruine sein, die auf eigene Faust erkundet werden kann. Buchanan Castle wurde im Jahr 1852 gebaut, als Ersatz für das abgebrannte Buchanan Auld House. Bis 1925 war es Wohnsitz des Dukes of Montrose danach wurde es verkauft und als Hotel weitergenutzt. Im zweiten Weltkrieg diente es als Militärhospital und später kurzfristig als Army School of Education. im Jahr 1954 wurde das Dach entfernt um Steuerzahlungen zu vermeiden und seitdem verfällt die ehemalige Burg zu einer Ruine. Die Ruine ist denkmalgeschützt.

Trotz der Warnschilder betraten wir das Gelände durch ein Loch im Zaun. Wir erkundeten gefühlt jeden Winkel des verfallenen und von der Natur bereits zurückeroberten Landhauses. Zum Abschluss wollte ich noch einen Rundflug mit der Drohne von oben machen. Daher erklomm ich den maroden Turm und startete von dort aus das Fluggerät.

Geschickt steuerte ich zwischen den Baumkronen empor und machte eine tolle Aufnahme, habe jedoch den starken Wind nicht mit einberechnet. Da die Drohne es nicht mehr zu mir zurück schaffte, suchte ich in aller Hektik einen öffentlichen Landeplatz, zwischen den privaten Grundstücken, zu finden. Ich versuchte die Höhe zu reduzieren, da ich mir dachte, dass ich im Windschatten der Bäume einfacher landen könnte. Da riss auf einmal die Funkverbindung ab. Schnell packte ich meine Sachen, sprintete vom Turm runter und lief bei Nathalie mit den Worten: „Dumme Idee. Zuviel Wind. Die Drohne ist weg!“, vorbei in Richtung geschätzter Position. Nach ein Paar Metern hatte ich wieder eine Verbindung und konnte die Drohne per GPS leicht wiederfinden.

Nach der Aufregung picknickten wir noch kurz am Parkplatz und starteten gestärkt den Motor. Als wir um die Kurve bogen, weg von der Ruine, Richtung Hauptstraße, kam uns ein Polizist entgegen und kurz darauf fanden wir sein Polizeiauto, versteckt in der Hecke stehen. Wir vermuten, dass ein Anreiner den Streifenwagen gerufen hatte. Kurz vor unserem Verlassen, haben zwei andere junge Entdecker das Gelände betreten. Hoffentlich haben sie keine Drohne dabei gehabt xD

Der dritte Lost Place auf unserer Agenda wäre Lennox Castle gewesen, jedoch ist es nicht mehr erlaubt in die Zufahrtsstraße zu fahren. Daher beschlossen wir uns diese Burg nicht anzusehen, stattdessen, füllte wir unsere Vorräte bei Tesco auf und fuhren weiter zu einem bekannten Schlafplatz. Hier verbrachten wir auch unsere erste Nacht in Schottland 2025.

Wir ließen den Abend bei einem Gläschen Wein und einer Partie Bezzerwizzer ausklingen und ließen den Tag nochmals Revue passieren.

Reisetipp des Tages: Warnschilder sollten beachtet werden.

(Fun-)fact des Tages: Drohnen mit einer Kamera, auch unter 250g Gewicht, benötigen eine Fluglizenz.

Zurückgelegte Strecke: 147 km

gne